Hunderte kommen hier täglich an und fahren ab – am Bahnhof Lüneburg. Wie einladend ist der Bahnhofsbereich? Finden sich Gäste zurecht? Und wie gut sind sie hier unterwegs – mit Kinderwagen, Rollstuhl, Rollator oder schwerem Koffer? Das wollte die AG Lüneburg zu Fuß am Samstag, 19. Oktober 2024, erkunden. Mit Hilfe eines kleinen Fragebogens wurden über 130 Personen interviewt. 

Hier eine erste Zusammenfassung. In aller Kürze: Kein Aufzug – das geht gar nicht. Und bei Information, Gestaltung und Sauberkeit ist noch viel Luft nach oben. Die Gesamtauswertung geht nach Fertigstellung an Stadt und DB. Im Zuge der Umbaumaßnahmen am Gebäude sollte es auch die Chance geben, den Vorplatz ansprechender und barrierefreier zu gestalten.

Auf dem Vorplatz: Zu viel Unrat, zu viele Fahrräder

Lüneburg ist schön – und im Prinzip ist auch der Bahnhofsplatz schön gestaltet. Nur: Es gäbe hier einiges zu verbessern. Immer wieder hieß es: „Unordentlich und unübersichtlich“, „Wege sind durch Fahrräder blockiert“, „sehr schmutzig“, „Müll rund herum“, „Taubenkot neben dem Essensverkauf“. Dass die Baustelle so lange dauert, wurde auch wiederholt kritisiert, zumal die Planungen ja schon Jahre alt sind.

Information: Nachholbedarf

Noch deutlicher die Rückmeldungen zur Information der Gäste. Wie kommt man am besten ins Stadtzentrum? Wer sich nicht auskennt, findet schwer Hilfe. Zwar gibt es einen Stadtplan. Aber den sieht man nicht, wenn man aus dem Bahnhofsgebäude kommt. Denn er ist sinnigerweise auf der Rückseite einer Reklametafel angebracht und lässt sich nur per Zufall entdecken.

Für viele ist das Handy hier eine Hilfe. Aber kritische Rückmeldungen sind in der Mehrzahl: „Man findet sich nicht zurecht, unübersichtlich“, „Wegweiser zur Innenstadt fehlen“, „enttäuschend für eine Uni-Stadt“. Viele kritisierten auch, dass Gleis 6 am Westbahnhof überhaupt nicht ausgeschildert ist. Wer sich nicht auskennt, hat ganz schlechte Karten, das Gleis zu finden.

Barrierefrei? Leider nein

Und wie gut kommt man hier zurecht, wenn man von einer Behinderung betroffen ist? Nicht alle konnten sich in die Situation hineinversetzen. „Den meisten aber war klar: Wer im Rollstuhl sitzt, kann nun mal keine Treppen steigen. Wenn es keine Rampen gibt, muss ein Fahrstuhl bereitstehen. Oder eine entsprechende barrierearme, diskriminierungsfreie Ersatzlösung“, stellt Miriam Ihnen vom Behindertenbeirat Lüneburg fest.

Weitere Beobachtungen: Teils sind Gehsteige nicht abgesenkt, teils fehlen sichere Querungsmöglichkeiten. Häufig stehen und liegen Fahrräder im Weg. Und: Ausgerechnet die beiden Gehwegfurten, die Ost- und Westbahnhof verbinden, haben ein Kopfsteinpflaster. Hier muss man also hinüberstolpern und holpern. Und das, obwohl die Abfahrt Richtung Hamburg auf Gleis 6 offiziell empfohlen wird für alle, die nicht gut zu Fuß sind. Trauriges Fazit: „Kein Zustand für Behinderte“.

Ein Kapitel für sich sind anscheinend die Toiletten. Der Zugang kostet 1 Euro, den versprochenen Verzehrbon gibt es nicht. Auch Sauberkeit und Geruch lassen zu wünschen übrig: „Schwer zu finden und in schlechtem Zustand“.

So geht es weiter: Ausführliche Darstellung der Ergebnisse in Vorbereitung

Soweit eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse. Die AG Lüneburg zu Fuß, die die Umfrage durchführte, nimmt nun eine detaillierte Auswertung vor. „Denn viele Rückmeldungen gehen auch ins Detail und enthalten konstruktive Vorschläge. Außerdem haben wir auch die Wegeverbindungen zwischen Altstadt und Bahnhof geprüft“, erklärt Jonas Korn (VCD Elbe-Heide).

Nach der Fertigstellung wird die Gesamtauswertung an Stadt und DB weitergegeben. Im Zuge der Umbaumaßnahmen am Gebäude sollte es auch die Chance geben, den Vorplatz ansprechender und barrierefreier zu gestalten.

Information: AG Lüneburg zu Fuß

In der AG Lüneburg zu Fuß haben sich Ende 2023 verschiedener Vereine und Initiativen in Lüneburg zusammengeschlossen, darunter ADFC, ALA, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe, SoVD und VCD. Die Arbeitsgemeinschaft will dem Fußverkehr in Lüneburg mehr Geltung verschaffen, auf die Bedeutung der Barrierefreiheit aufmerksam machen und Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander im Verkehr fördern.

Die Arbeitsgemeinschaft trifft sich regelmäßig alle zwei Monate am 2. Donnerstag (ungerade Monate) um 16:00 Uhr in der Volkshochschule Lüneburg, V2.08 in der 2. Etage. Ein Fahrstuhl ist vorhanden. Das nächste Treffen findet statt am 14. November 2024. Interessierte sind willkommen.

Grafik: AG Lüneburg zu Fuß: Umfrage am Bahnhof Lüneburg am 19. Oktober 2024. So antworteten die Befragten.

Foto: Jonas Korn. AG Lüneburg zu Fuß: Aktion „Bahnhof für alle!“, 19.10.2024: „Dürfen wir Ihnen einmal eine Frage stellen?“

Foto: FUSS e.V. Lüneburg. „Wegenetze“: Drei Frauen vom Tanztheater Projekt „Stadt-Land-Frau“ (Lüneburg) machen die Verknüpfungen der Wege deutlich. Nicht zu übersehen: Der Rollstuhl in der Mitte des Fotos. Kunstaktion im Rahmen der Aktion „Bahnhof für alle“ am 19. Oktober 2024.