Am 17. April 2024 wurde im Ausschuss für Mobilität der Hansestadt über anstehende Baumaßnahmen rund um den Platz Am Sande informiert. Vorgesehen ist, dass es an diesem zentralen Ort voraussichtlich von Ende Juni bis Anfang Oktober 2024, also mehrere Monate, keinen Busverkehr geben wird.
Die beschriebene Umleitung verlangt deutlich weitere Wege. Für die vielen Älteren, für Geh- und Sehbehinderte, für Menschen, die einkaufen wollen oder mit Kindern unterwegs sind, dürfte sie ein erhebliches Problem darstellen.
Geplante Änderungen im Busverkehr
Aus den Unterlagen ist zu schließen, dass der gesamte Busverkehr voraussichtlich von Ende Juni bis Anfang Oktober 2024 umgeleitet werden soll. In der Sitzung des Mobilitätsausschusses am 17. April 2024 wurden die folgenden Informationen präsentiert.
Quelle:
- Mobilitätsausschuss 17.04.2024: https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/to010.asp?SILFDNR=7186
Die Präsentation zum Herunterladen befindet sich ganz unten auf der Seite
Präsentation auf Seite 102: "Folgende Änderungen sind vorgesehen"
"Die Beeinträchtigungen für den ÖPNV sind durch die Sperrung des Platzes Am Sande und der Sperrung Wallstraße / Sülztorstraße beträchtlich. Gleichwohl wird die möglichst parallele Baustellenführung angestrebt, da dies rein zeitlich den geringeren Einfluss auf den ÖPNV haben wird.
Die Umleitungen könnten wie folgt aussehen:
- Haltestelle Neue Sülze wird von einer Linie angefahren.
- Alle anderen Linien werden über den Reichbachplatz geführt. (Gemeint ist sicher die Haltestelle am Reichenbachplatz.)
- Haltestelle Lindenstraße ist die Haltestelle, welche am dichtesten zur Innenstadt liegt und muss von diversen Linien angefahren werden."
Was bedeuten die Änderungen konkret?
Ein Großteil der Busse umrundet die Lüneburger Innenstadt einheitlich gegen den Uhrzeigersinn und fährt dann über den Platz Am Sande zum Bahnhof. Das ist während der Bauzeit nicht möglich. Geplant ist hier vorläufig:
- Die Innenstadt ist mit dem Bus nicht direkt erreichbar.
- Die der Innenstadt nächsten Haltestellen sind - so die Grafik - Reichenbachplatz, Neue Sülze am Rande der Innenstadt und Lindenstraße.
- Die Haltestelle Neue Sülze wird - so die Grafik - von allen Linien angefahren. Die Haltestellen Lambertiplatz, Postamt, Wallstraße (Theater), Clamartpark und Am Sande entfallen.
- Die Busse fahren nach der Haltestelle Neue Sülze einen großen Bogen über die Straße Am Bargenturm und Am Weißen Turm und biegen beim Krankenhauskreisel ab Richtung Lindenstraße, Haltestelle Stadttheater.
- Von dort geht es über die Stresemannstraße, Willy-Brandt-Straße und Scharffkreuzung zum Bahnhof.
Hansestadt Lüneburg: Mobilitätsausschuss am 17. April 2024. Umleitung der Busse bei Sperrung der Haltestellen Am Sande von Juni bis Oktober 2024.
FUSS e.V.: Überrascht und schockiert
"Wir sind überrascht und schockiert", so Julia Born, Sprecherin von FUSS e.V. Lüneburg. "Das ist ein gravierender Einschnitt und bedeutet eine sehr erhebliche Benachteiligung des öffentlichen Verkehrs.
Betroffen sind Fahrgäste aus dem Umland, die nach Lüneburg zum Arzt oder zum Einkaufen fahren, Berufstätige, Schüler:innen und Schüler, Ältere, Menschen mit Seh- und Bewegungsbehinderungen - und statt vorab zu informieren und gute Lösungen zu suchen, werden sie einfach vor vollendete Tatsachen gestellt."
Anfragen an das Konzept
FUSS e.V. hat einige Anfragen an das Konzept:
- Laut der Grafik halten sämtliche Buslinien an der Neuen Sülze. Im Begleittext heißt es jedoch: "Haltestelle Neue Sülze wird von einer Linie angefahren." Es gibt keinen sachlichen Grund, die einzige verbleibende wirklich innenstadtnahe Haltestellen für die anderen Buslinien ausfallen zu lassen. Handelt es sich hier um einen Wiedergabefehler?
- Wie lassen sich die Fahrpläne der KVG einhalten, wenn die Busse solch einen großen Bogen über Am Weißen Turm fahren sollen?
- Um von der Haltestelle Lindenstraße zum Platz Am Sande zu kommen, müssen die Fahrgäste die dreispurige Lindenstraße überqueren. Dort gibt es eine so genannte "Bettelampel" mit sehr langer Wartezeit. Hier muss dafür gesorgt werden, dass die Wartezeit deutlich kürzer, die Ampelphasen lang genug sind und so sicheres Queren möglich wird.
- Einige Buslinien - so 5003, 5007, 5012 und 5020 - fahren vom ZOB am Bahnhof in die südlichen Stadtteile. Sie sind in der Grafik nicht angezeigt. Ohne Halt Am Sande fallen auch hier für die Fahrgäste erhebliche Wege in die Innenstadt an.
- Gleiches gilt für Menschen, die in der Innenstadt wohnen und in andere Stadtteile und zum Bahnhof wollen.
Forderung: Konzept überprüfen und nach akzeptablen Lösungen suchen
"Wenn man so gravierend in den öffentlichen Verkehr eingreift, muss man im Vorfeld Zeit und Mühe investieren. Wir erwarten, dass hier Stadt, Landkreis und KVG gemeinsam mit Behinderten- und Seniorenbeirat und betroffenen Verbänden nach Alternativen suchen, um die Nachteile möglichst gering zu halten. Auch Handel und Wirtschaft in Lüneburg dürften Interesse daran haben, dass die Innenstadt so gut wie möglich erreichbar bleibt", so Born.
- Wurden ernsthaft Alternativen geprüft, um den Busverkehr Am Sande zu erhalten? Zum Beispiel die Baumaßnahmen doch abschnittweise durchzuführen?
- Wurden zur Überbrückung der Bauzeit alternative Linienführungen und Haltepunkte geprüft?
- Wie kann die Innenstadt während der Baumaßnahmen für die Fahrgäste erreichbar bleiben? Welche Möglichkeiten gibt es, ihnen den Weg in die Innenstadt zu erleichtern?
Busverkehr als Stiefkind? - Öffentlicher Verkehr in Lüneburg muss attraktiv sein!
"Wie sich immer wieder beobachten lässt, ist der öffentliche Verkehr in Lüneburg anscheinend Stiefkind bei Politik und Verwaltung. Das beginnt beim Wegfall der finanziellen Unterstützung für bedürftige Seniorinnen und Senioren, die jetzt knapp 50 Euro statt bisher 20 Euro für ihr Monatsticket zahlen müssen. Ein Sozialticket wie andernorts gibt es auch nicht. Es gilt für den städtischen Aufzug am Bahnhof, wo es regelmäßig Probleme gibt, weil Behinderte am Bahnsteig festsitzen. Und auch in diesem Fall werden die Probleme, die solche Einschnitte vielen Menschen machen, gering geschätzt", so Born.
"Der öffentliche Personenverkehr ist ein wichtiger Baustein zur Teilhabe für die Menschen in und um Lüneburg. Und er ist ein ganz wesentliches Standbein beim Klimaschutz. Der Busverkehr muss in Lüneburg endlich zu seinem Recht kommen und attraktiv werden."