Bei der Begehung des “Grünbands Innenstadt” durch FUSS e.V. Lüneburg am 2. Juli 2022 ging es auch um die Wegeverbindungen. Wie gut ist man hier zu Fuß unterwegs? Ergebnis: Verbesserungsbedarf ist offensichtlich, was Wegbreiten, geschützte Übergänge und Barrierefreiheit betrifft, so die Stellungnahme von FUSS e.V. Lüneburg. Hoffnung macht, dass der beschlossene Rahmenplan genau die kritisierten Punkte aufgreift.


Stadtspaziergang am 2. Juli 2022: Zu Fuß entlang dem Grünband Innenstadt

An der letzten Station am Kalkbert: Teilnehmer:innen der Begehung am 2. Juli 2022 beim Ausfüllen des kleinen Fragebogens zur zurückgelegten Wegstrecke. Foto: FUSS e.V.

Foto: FUSS e.V. An der letzten Station am Kalkberg: Teilnehmer:innen der Begehung am 2. Juli 2022 beim Ausfüllen des kleinen Fragebogens zur zurückgelegten Wegstrecke. 

Im Rahmen der Wandelwoche 2022 veranstaltete FUSS e.V. Lüneburg am Samstagnachmittag, 2. Juli 2022, gemeinsam mit dem VCD Elbe-Heide und der Initiative Lüneburg Barrierefrei einen Stadtspaziergang entlang dem Grünband Innenstadt. Constanze Keuter, Leiterin des Bereichs Grünplanung, Friedhöfe und Forsten bei der Hansestadt Lüneburg, erläuterte den Stand und die geplanten Maßnahmen rund um das Förderprojekt Grünband Innenstadt. Ihr Bericht fand sehr viel Anklang (Lüne-Blog: mehr).

Fragebögen zu Sicherheit, Annehmlichkeit und Barrierefreiheit

Ein zweiter Schwerpunkt der Veranstaltung waren die Wegeverbindungen entlang dem Grünband. Wie gut lässt es sich hier gehen? Dazu füllten die Teilnehmer:innen kleine Fragebögen aus. Darin bewerteten sie Sicherheit, Annehmlichkeit und Barrierefreiheit auf den vier Abschnitten.

Die Ergebnisse der Befragung in der Kurzzusammenfassung:

  • Nur einer der insgesamt vier Abschnitte war angenehm zu gehen, so die Rückmeldungen.
  • Vielfach kritisiert wurden fehlende Übergänge und unzureichende Wegbreiten.
  • Mit Gehhilfe, Kinderwagen oder Rollstuhl ist es schwierig bis unmöglich, manche Grünbereiche zu erreichen.

 

Stellungnahme: Höchste Zeit für den Fußverkehr!

„Denkt zuerst an die Menschen, dann an Verkehrswege. Eine gute Stadt ist wie eine gute Party. Die Leute bleiben dort länger als nötig, weil sie sich wohlfühlen.“
– Jan Gehl: Stern Nr. 21, 20. Mai 2021 (Zitat nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Gehl)

Das Grünband Innenstadt ist sicherlich ein Gewinn für Lüneburg. Constanze Keuter, Leiterin des Bereichs Grünplanung, Friedhöfe und Forsten, konnte die Bemühungen bei der Gestaltung gut vermitteln. Auch die Aufteilung in Biotop-Schutzgebiete und Bereiche für die Naherholung scheint plausibel.

Unterwegs zwischen den Grünflächen wurde aber deutlich: Hier steht der flüssige Autoverkehr im Vordergrund. Nicht die Menschen, die spazieren gehen oder Erholung suchen wollen. Verbesserungsbedarf ist offensichtlich, was Wegbreiten, geschützte Übergänge und Barrierefreiheit betrifft.

 

Gehwegbreite, Barrierefreiheit, demografische Entwicklung und Wirtschaft

Ein paar Tatsachen:

  • Überraschung: Gehwegbreite – Nicht nur für den Pkw-Verkehr gibt es vorgeschriebene Straßenbreiten! “Gehwege sollen grundsätzlich mit dem Regelmaß von 2,50 Meter Breite geplant werden.” – Hintergrund: Zwei Menschen sollen nebeneinander hergehen oder aneinander vorbeigehen können. Dazu kommen Schutzabstände zur Straße oder zum Haus (Bundesregierung – mehr). Wo häufig Menschen mit Gehhilfe oder Rollstuhl unterwegs sind, sollen die Gehwege sogar noch breiter sein.
  • Grundrecht Barrierefreiheit: “Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden” (Grundgesetz Artikel 3 Abs. 3). Ziel muss sein, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt und gleichberechtigt mit anderen mobil sein können.
  • Demografische Entwicklung: Die Zahl der älteren Bürger:innen in Lüneburg wird – laut Demografiebericht des Landkreises – erheblich zunehmen. Laut Schätzung stehen in Lüneburg im Jahr 2035 fünf Erwachsenen von 18-65 Jahren zwei Menschen über 65 und ein Mensch unter 18 gegenüber.
    Diese knapp 40 Prozent – Kinder und Ältere – gehören zu den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen im Straßenverkehr. Dafür muss die Infrastruktur ausgelegt sein.

    Lüneburg 2035: Auf 5 Erwachsene zwischen 18 und 65 kommen 1 Kind und 2 Ältere.

  • Plus für Tourismus, Handel und Gastgewerbe: Je attraktiver Lüneburg ist und je lieber sich die Menschen hier aufhalten, entspannen, bummeln – um so besser geht es Handel und Gastgewerbe. Aufenthaltsqualität ist ein harter Wirtschaftsfaktor.

 

Also: “Feet First” – Mehr Einsatz für ein fußgängerfreundliches Lüneburg!

Der Fußverkehr ist die vierte Säule der Mobilität – neben Auto-, Rad- und öffentlichem Verkehr. Es ist Zeit, die Bedeutung des Fußverkehrs wahrzunehmen und den Fußverkehr zu fördern. Konkret heißt das:

  • Zu Fuß Gehenden Schutz vor dem fahrenden Verkehr (Kfz, Rad) bieten,
  • gesicherte Übergänge schaffen,
  • für angemessene Wegbreiten sorgen und
  • auf Barrierefreiheit achten.

 

Vorschau: Umsetzung des Rahmenplans bringt große Fortschritte

Das Gute: Der im Jahr 2020 vom Rat beschlossene Rahmenplan (PDF-Datei – mehr) greift genau diese Anliegen auf.
Hauptziel ist, einen zusammenhängenden, innerstädtischen Freiflächenverbund herzustellen. Das gilt für die ökologische Verknüpfung der Freiflächen und die Wegeverbindungen.

Ausdrücklich genannt sind die Umgestaltung des Straßenraums, die Verbesserung der Übergänge und die Verringerung der Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr.

Die Umsetzung des Rahmenplans wird im Bereich unseres “Stadtspaziergangs” also viele Fortschritte bringen. Spaziergänger und Radfahrerinnen dürfen sich auf die nächsten Jahre freuen!

 

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