Die Fahrtkosten im Bereich des hvv sind zum 1. Januar 2025 teils erheblich gestiegen. Das Deutschlandticket kostet jetzt 58 Euro, der Wegfall der 9-Uhr-Tageskarte brachte deutliche Verteuerungen. Immerhin: Sozialrabatt-Berechtigte erhalten in Hamburg einen Zuschuss zum Deutschland-Ticket und müssen nur 22,50 Euro für ihre Mobilität zahlen. FUSS e.V. fordert auch in Lüneburg und dem Landkreis einen Sozialtarif.

Denn beim preisbereinigten Einkommen rangiert der Landkreis Lüneburg deutlich am unteren Ende Skala: Auf Platz 345 von 400 Landkreisen in Deutschland. Das bedeutet eine hohe Armutsquote. So die Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW).

FUSS e.V. Lüneburg: Erhebliche Preissteigerungen im hvv

Der hvv hat – wie es schon gute Tradition ist – zum 1. Januar 2025 erneut die Preise angehoben und spricht von „moderaten Tarifanpassungen“. Die Kosten würden nur „zu einem kleinen Teil“ an die Fahrgäste weitergegeben (1). Jetzt im neuen Jahr wird das ganze Ausmaß spürbar. Tatsächlich werden viele Einzelkarten nur leicht teurer: 20 Cent mehr, knapp 2 Prozent, für die Einzelkarten A-E und A-F. Ein Aufschlag von 40 Cent, knapp 15 Prozent mehr, sind es schon für die Einzelkarte AB im Nahbereich Hamburg.

Doch trifft die Verteuerung des Deutschland-Tickets um 9 Euro und damit knapp 20 Prozent besonders viele Fahrgäste. Und an anderen Stellschrauben erlaubt sich der hvv ebenfalls einen tieferen Griff in die Geldbörse der Fahrgäste.

Deutliche Verteuerungen durch Wegfall der 9-Uhr-Tageskarte

Als „kundenfreundlich“ wird hervorgehoben, dass die 9-Uhr-Tageskarte ganz entfällt. Der NDR spricht hier von einer „kleinen Revolution“ (2). Die ging allerdings zugunsten des hvv aus.

Allen Fahrgästen, die diese Option genutzt hatten, beschert sie Mehrkosten: Die Tageskarten legen dadurch ab dem dritten Ring um 8 bis 14 Prozent zu.(3) Ein Tagesausflug von mehreren Personen nach 9 Uhr mit einer Gruppenkarte verteuert sich um 10 bis 16 Prozent. So kostet eine Gruppenfahrt von Lüneburg nach Hamburg beispielsweise 32,30 Euro statt bisher 29,00 Euro, also fast 12 Prozent mehr. 

1.-Klasse-Komfort: Teils um ein Drittel teurer

Noch effektiver wird dieses Modell bei der 1. Klasse. Wer sich diesen Komfort leisten will, soll gefälligst auch dafür zahlen: Der Zuschlag wurde von 2,70 Euro auf 6,00 Euro mehr als verdoppelt. Dadurch sind für 1.-Klasse-Fahrgäste sämtliche Gruppen- und Tageskarten zwischen 20 und 35 Prozent teurer geworden.

So kostet die Gruppenfahrt Lüneburg-Hamburg ab 9 Uhr 38,30 Euro statt bisher 31,70 Euro, ein Plus von 6,60 Euro, also über 20 Prozent. Die Tageskarte AB Hamburg ab 9 Uhr wird in der 1. Klasse um über 35 Prozent angehoben, von 10,20 Euro auf 13,80 Euro.

Dass mit höherem Komfort auch nicht völlig überzeugte Kunden angelockt werden konnten, kommt den Verantwortlichen nicht in den Sinn. Diese könnten sich jetzt übermäßig abgeschöpft fühlen.

Auch regelmäßige Kunden werden zur Kasse gebeten – kein Beitrag zur Verkehrswende

Richtig deftig wird es auch beim Kauf von Monats- und Wochenkarten. Die normale Monatskarte für das Gesamtnetz wird zwar „nur“ um 13 Prozent teurer (78,00 Euro statt 68,00 Euro). Bei der Wochenkarte sind es dagegen schon mehr als 31 %, 38,00 Euro statt 29,00 Euro.

Bei solchen Preissteigerungen weit jenseits der allgemeinen Teuerungsrate, die dadurch natürlich weiter befeuert wird, muss es nicht wundern, dass die Verkehrswende nicht in Gang kommen will. So mancher wird sich überlegen, bei solchen Preisen dann eben doch das Auto zu nehmen.

Die Stadt Hamburg und die Verkehrsbetriebe werden durch solche Maßnahmen ihrem Auftrag, der Klimakrise entgegenzuwirken, in keiner Weise gerecht. Beispiele aus anderen Städten weisen eher auf Überlegungen zu einem kostenfreien öffentlichen Nahverkehr hin.

Eindeutig Bedarf für Sozialtarif im Landkreis

Immerhin: Die Hansestadt Hamburg erhöht für Sozialrabatt-Berechtigte den Zuschuss zum Deutschland-Ticket auf 35,50 Euro, so dass Menschen mit kleinem Geldbeutel nur 22,50 Euro für ihre Mobilität zahlen müssen. In Stadt und Landkreis Lüneburg gibt es solche Zuschüsse nicht. Hier treffen die Preiserhöhungen die Menschen ganz ungeschützt.

Dabei ist der Bedarf in Lüneburg besonders groß, wie aktuelle Studien zeigen. Bei einem Ranking der preisbereinigten Einkommen in den deutschen Städten und Landkreisen liegt Lüneburg deutlich am unteren Ende der Skala auf Platz 345 von 400, so eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das heißt, die Menschen können sich hier weniger leisten, die Armutsgefährdung ist hoch.

Die Kreise Uelzen und Lüchow Dannenberg sind dagegen besser dran: Sie liegen im Mittelfeld (Platz 222 und 211). Hier haben die Menschen mehr Kaufkraft und mehr Geld für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung.(4)

Auch in Lüneburg soziales Bewusstsein entwickeln

Ebenso wie in Hamburg kommen auch die Verantwortlichen im Kreis Lüchow-Dannenberg, in der Hansestadt Uelzen und in Celle den finanziell Schwächeren entgegen und haben vergünstige Tarife oder Zuschüsse geschaffen. Es ist an der Zeit, dass man auch im Landkreis Lüneburg soziales Bewusstsein entwickelt und mit einem Sozialtarif Menschen mit kleinem Geldbeutel Mobilität und Teilhabe ermöglicht.


(1) Pressemitteilung vom 05.11.2024, PDF-Datei – mehr 
(2) Vgl. https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburg-HVV-erhoeht-seine-Fahrkartenpreise-ab-2025,hvv782.html https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburg-HVV-erhoeht-seine-Fahrkartenpreise-ab-2025,hvv782.html 
(3) Vgl. PDF-Datei mit Preisvergleich 2024/25 - mehr
(4) Vglhttps://luene-blog.de/preisbereinigtes-einkommen-landkreis-lueneburg-platz-345-von-400/